Respekt: Keine Frage des Alters
Diskriminierung aufgrund des Alters betrifft fast alle von uns im Leben irgendwann. Entweder weil wir „noch viel zu jung“ (Adultismus) oder „schon zu alt“ dafür sind (Ageismus). Doch die Betroffenen sind längst nicht nur Kinder oder Senior*innen, sondern alle Menschen, die eine soziale oder ökonomische Benachteiligung aufgrund ihres Lebensalters erfahren.
Obwohl Altersdiskriminierung damit weltweit eine der verbreitetsten Diskriminierungsformen ist, sprechen wir kaum darüber. Warum ist das so? Welche Benachteiligungen erfahren Menschen aufgrund ihres Alters? Und wie können wir als Gesellschaft zu einem respektvolleren Umgang mit Menschen jeden Alters finden? Mit diesen und vielen anderen Fragen beschäftigt sich die Frankfurter Erziehungswissenschaftlerin Dr. Ursula Kämmerer-Rütten.
Kämmerer-Rütten unterrichtet und forscht an der University for Applied Sciences in Frankfurt am Main im Fachbereich „Soziale Arbeit und Gesundheit“ und beschäftigt sich dort insbesondere mit der Diskriminierung von älteren Menschen im Gesundheitssystem.
Im Interview mit „Hessen. Da geht noch was.“ klärt Kämmerer-Rütten über die oftmals übersehene Diskriminierungsform auf und erklärt, warum ein gleichberechtigter Umgang mit Menschen jeden Alters auch eine Frage der eigenen Haltung ist.
Ageismus, Adultismus, Altersdiskriminierung – was ist das eigentlich?
Altersdiskriminierung ist die vielleicht am weitesten verbreitete Diskriminierungsform. Denn wir können fast ein Leben lang davon betroffen sein: entweder weil wir zu alt oder weil wir zu jung sind. Werden junge Menschen und insbesondere Kinder und Jugendliche aufgrund ihres Alters benachteiligt, sprechen wir von „Adultismus“ (adult = engl. Erwachsen). Das ist zum Beispiel der Fall, wenn junge Menschen in Schule, Freizeit oder Familie kein Mitspracherecht bekommen. „Ageismus“ (age = engl. Alter) hingegen bezeichnet die Benachteiligung von Menschen höheren Alters. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Menschen mit Verweis auf ihr Alter keinen Job mehr finden.
Was beide Formen der Altersdiskriminierung eint: Menschen werden aufgrund ihres Alters pauschal bestimmte Eigenschaften zugeschrieben oder abgesprochen. Die Folge sind Einschränkungen von Teilhabe und ein weniger selbstbestimmtes Leben. Was Adultismus und Ageismus außerdem gemeinsam haben: Es mangelt an gesellschaftlichem Bewusstsein. Benachteiligung, Abwertung oder Ausgrenzung von „zu jungen“ oder „zu alten“ Menschen ist in vielen Lebensbereichen Alltag und wird von vielen als normal und unproblematisch betrachtet. Das hat auch zur Folge, dass Altersdiskriminierung häufig nicht konsequent bekämpft oder erst gar nicht erkannt wird.
Welchen rechtlichen Schutz gibt es vor Altersdiskriminierung?
Wie andere Formen der Diskriminierung ist auch die aufgrund des Alters gesetzlich verboten. Die relevanten Bestimmungen hierzu finden sich im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Das Gesetz schützt unter anderem vor Diskriminierung im Arbeitsleben oder bei Alltagsgeschäften. So dürfen Arbeitgeber*innen bei Stellenausschreibungen und Bewerbungsgesprächen in den meisten Fällen niemanden aufgrund seines Alters ausschließen. Wird man dennoch nach seinem Alter gefragt, darf man sogar die Unwahrheit sagen.
Wer aufgrund seines Lebensalters benachteiligt wird, kann Anspruch auf Beseitigung und Unterlassung der Diskriminierung sowie Schadensersatz und Schmerzensgeld haben. Dies gilt allerdings nicht für alle Lebensbereiche. Einige Tätigkeiten wie das Ehrenamt werden vom AGG nicht geschützt. In anderen Fällen – wie der Diskriminierung im Rahmen von Kreditvergaben – herrscht noch rechtlicher Klärungsbedarf.
Infos und Materialien zu Ageismus
- Fragen und Antworten zu Altersdiskriminierung. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bietet umfangreiche Informationen zum Thema. Das Angebot reicht von Zahlen und Fakten zum Ausmaß des Problems, über rechtliche Grundlagen bis hin zu Tipps, um sich selbst und andere zu.
- Alt und ausgegrenzt? Altersdiskriminierung entgegenwirken. Die Website des Deutschen Instituts für Menschenrechte bietet grundlegende Informationen rund um Altersdiskriminierung. Zudem hält sie Informationen zur Intersektion zwischen Alter und Behinderung bereit.
- Altersdiskriminierung überwinden. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BagSo) ist der Verband der Selbstorganisationen von Senior*innen und setzt sich politisch dafür ein, Altersgrenzen zu überwinden. Hier finden sich verschiedene Positionspapiere zum Thema aber auch Studien zum Beispiel zum Leben ohne Internet. Die BagSo betreibt außerdem die Servicestelle „Bildung und Lernen Alter“ und vermittelt Bildungsangebote für Senior*innen.
- Fakten und Zahlen zu Altersarmut. Jede Menge Zahlen und Fakten zur wirtschaftlichen Situation von Senior*innen gibt es beim Statistischen Bundesamt.
- Kinderrechte.Hessen. Die Website der Landesbeauftragten für Kinder- und Jugendrechte in Hessen bietet umfangreiche Informationen und Links zu weiterführenden Materialien rund um das Thema.
- Adultismus – die erste Diskriminierung im Kindesalter. Der YouTube-Kanal „Erzieherkanal“ erklärt unterhaltsam, kurzweilig und leicht verständlich, was sich hinter dem Begriff „Adultismus“ verbirgt.
- Adultismus — von der Herrschaft der Erwachsenen über Kinder. Im Podcast „Dissens“ erklären der Soziologie-Professor Manfred Liebel und der Schulsozialarbeiter Philip Meade, wie Adultismus funktioniert und in welchen Lebensbereichen er sich äußert.
- Demokratie und Partizipation von Anfang an. Die Broschüre des Bundesverbands für Kindertagespflege erklärt Betreuungspersonen und Fachberater*innen, wie ein respektvoller und wertschätzender Umgang mit Kindern gelingt.
Hessische Beratungsstellen für Fälle von Alterdiskriminierung
- ADiBe – Antidiskriminierungsberatung. Betroffene von Altersdiskriminierung können sich an die Antidiskriminierungsberatung ADiBe. Dort erhalten sie kostenfreie Unterstützung.
Website: adibe-hessen.de/de
Telefon: 0 69 / 71 37 56 16
E-Mail: kontaktadibe-hessen.de
- Hessische Fachstelle für Wohnberatung bietet älteren Menschen Unterstützung und Beratung rund um das Thema Wohnen.
Website: https://wohnen-im-alter.hessen.de/
Telefon: 0561 5077 – 137 oder 0561 5077 – 210
E-Mail: hfwawo-nordhessen.de
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Beratungs– und Koordinierungsstelle für ältere und pflegebedürftige Menschen in der Stadt und im Landkreis Gießen (BeKo) ist eine Anlaufstelle für Senior*innen zu Fragen rund um Lebensgestaltung und Alltagsbewältigung.
Website: https://www.beko-giessen.de/startseite-kopie.html
Telefon: 0641 – 9790090
E-Mail: seniorenberatungbeko-giessen.de.
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Beratungsstelle der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main bietet allen Gemeindemitgliedern Unterstützung an, mit einem besonderen Schwerpunkt in der psychosozialen Beratung und Betreuung von älteren, alten und behinderten Menschen.
Website: https://jg-ffm.de/de/soziales/beratungsstelle
Telefon: 069 76 80 36-300
E-Mail: beratungsstellejg-ffm.de
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Kinderschutzbund Hessen bietet kostenlose und vertrauliche Beratung für Kinder und Jugendliche rund um alle Themen von Taschengeldfragen über Hass im Netz oder Gewalt in der Schule bis zu Gaming und Liebeskummer. Auf der Website findet sich zudem eine Karte mit vielen lokalen Beratungseinrichtungen.
Website: https://www.kinderschutzbund-hessen.de/wir-ueber-uns/orts-und-kreisverbaende -
Der Hessische Jugendring koordiniert die Arbeit von Hessens Jugendorganisationen und -verbänden und ist damit Anlaufpunkt für mehr als 75.000 jungen Menschen, die sich in Hessen in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren.
Website: https://www.hessischer-jugendring.de/
Telefon: 0611 99083-0
E-Mail: infohessischer-jugendring.de
- Hessens Beauftragte für Kinder- und Jugendrechte ist die erste hauptamtliche Kinderrechtsbeauftragte eines deutschen Bundeslandes.
Website: kinderrechte.hessen.de
E-Mail: LBKRhsm.hessen.de
- Die Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendbeteiligung Hessen koordiniert und begleitet vielfältige Formen der Kinder- und Jugendbeteiligung wie Kinder- und Jugendforen, Kinder- und Jugendparlamente und Kinder- und Jugendbeiräte.
Website: https://kinder-jugendbeteiligung-hessen.de/
- Das Frankfurter Kinderbüro berät Kinder oder Familien und vermittelt bei Bedarf zu anderen Beratungseinrichtungen.
Website: https://kinderbuero-frankfurt.de/index.php/info-beratung
Telefon: 069 212-39001
E-Mail: kinderbuerostadt-frankfurt.de
Bundesweite Beratungsstellen
- Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bietet Montag bis Donnerstag von 9 bis 15 Uhr Beratung für Betroffene von Altersdiskriminierung. Die Beratung ist telefonisch und per E-Mail möglich.
Website: https://www.antidiskriminierungsstelle.de/DE/ueber-diskriminierung/diskriminierungsmerkmale/alter/alter-node.html
Telefon: 0800 - 546 546 5
E-Mail: beratungads.bund.de
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Queer im Alter ist ein Projekt des AWO-Bundesverbands. Es bietet trägerübergreifende Beratung, Fortbildungen und Materialien auch zu Altenhilfeeinrichtungen für LSBTIQ*.
Website: https://queer-im-alter.de/
Telefon: 030 26309-0
E-Mail: infoqueer-im-alter.de
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Arbeiter-Samariter Bund bietet Beratung für Senioren zu vielen Themen wie ambulanter Pflege, Demenz, Hilfen im Haushalt und zur Pflegeversicherung. Der ASB bietet außerdem Unterstützung für pflegende Angehörige.
Website: https://www.asb.de/unsere-angebote/pflege/seniorenberatung
Telefon: 0221 476050
E-Mail: infoasb.de
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Zentralwohlfahrtstelle für Juden in Deutschland bietet jüdischen Senior*innen Weiterbildungsmöglichkeiten und viele soziale Aktivitäten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf jüdischen Traditionen.
Website: https://zwst.org/de/kontakt
Telefon: 069 944371-0
E-Mail: oeffentlichkeitsarbeitzwst.org
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Der Deutsche Kinderschutzbund setzt sich für eine kinderfreundliche Gesellschaft ein und vermittelt Kontakte zu Anlauf- und Beratungsstellen in ganz Deutschland.
Website: https://kinderschutzbund.de/kontakt/#Beratungsstellen
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Das Kinder und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“ bietet montags bis samstags zwischen 14 und 20 Uhr kostenlose und anonyme Beratung bei Problemen und Fragen aller Art. Auch Beratung per E-Mail und Chat ist möglich.
Website: https://www.nummergegenkummer.de/
Kinder- und Jugendtelefon: 116 111
Eltern-Telefon: 0800 1110550
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Die CARITAS hat eine Online-Beratung für Kinder und Jugendliche in allen Lebenslagen. Über die Online-Beratung lassen sich auch persönliche Gesprächstermine in einer der zahlreichen Beratungsstellen vereinbaren.
Website: https://www.caritas.de/hilfeundberatung/onlineberatung/kinder-jugendliche/star