Mehr als nur ein T*raum
Ein Schutzraum, in dem vertraulich, mit Respekt und Akzeptanz über die Herausforderungen von Identität und Körperlichkeit gesprochen werden kann – das ist das T*räumchen in Kassel.
Die 2020 von der AIDS-Hilfe Kassel gegründete Beratungs- und Begegnungsstätte bietet neben individuellen Beratungen und Gruppentreffen auch einen Selbstverteidigungskurs, einen queeren Chor und eine queere Ferienfreizeit an. „Leute können hierherkommen, sich umziehen, sie selber sein, eine Sprache sprechen, die sie möchten. Und ich bin da, um zuzuhören“, sagt Lien Woywod, der im T*räumchen als Berater arbeitet.
Wie groß die Nachfrage nach solchen Beratungsangeboten ist, weiß Mats K., der sich im T*räumchen unter anderem um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert: „Uns erreichen auch Anfragen von weiter her. Das zeigt einfach, dass das Beratungsstellen-Netz anscheinend nicht flächendeckend ausgebaut ist.“
Aber auch im T*räumchen ist nicht alles traumhaft. Noch bis Ende 2023 trägt die Stadt Kassel einen Teil des Budgets. Was danach passiert, ist unklar. „Ich denke, dass es einfach noch mehr Anlaufstellen bräuchte und auch mehr Förderung für solche Stellen“, sagt Mats. Vor allem auf dem Land seien queere Jugendliche häufig noch isoliert, sagt Lien: „Eigentlich bräuchte es einen mobilen Beratungsservice. Das wäre mein Traum.“
Wer spricht?
Mats K. engagiert sich seit Ende 2020 im T*räumchen. Dort betreut er unter anderem den Instagram-Account des Projekts. Außerdem hilft er trans* Personen beim Verfassen ihrer Lebensläufe. „Ich finde es wichtig, diesen Job zu machen, weil ich etwas Gutes für andere Jugendliche tun kann.“
Die Herausforderungen queerer junger Menschen kennt Mats auch aus eigenem Erleben: „2016 habe ich das erste Mal bewusst wahrgenommen, dass irgendwas anders ist.“ Nachdem ihm klar geworden sei, dass ihm bei der Geburt das falsche Geschlecht zugeschrieben wurde, habe eine Berg- und Talfahrt begonnen: „Es war jedes Mal fast wie eine Beleidigung, wenn ich mit meinem alten Namen angesprochen wurde.“ Auch die Änderung seines behördlichen Geschlechtseintrags sei belastend gewesen: „Ich habe mich zwischenzeitlich ein bisschen wie ein KFZ-Fahrzeug bei der Zulassung gefühlt, weil man sozusagen begutachtet wird.“ Ein Selbstbestimmungsgesetz wäre auf jeden Fall eine Erleichterung, findet Mats.
Abschalten kann Mats hingegen beim Klavierspielen und Reiten: „Das Pferd nimmt mich so wie ich bin. Dem ist egal, welches Geschlecht ich jetzt habe.“
Als eine*r der Berater*innen des T*räumchen hilft und begleitet Lien Woywod Menschen in allen Lebenslagen und jenseits der üblichen Schubladen: „Wir haben eine große Akzeptanz für unterschiedliche Arten von Geschlechtern. Wir sagen nicht: Wenn du jetzt kein Mann bist, musst du aber eine Frau sein. Wir sind nochmal etwas näher am Leben.“
Außerhalb des T*räumchens begegnen ihm solche Fragen häufig: Mann oder Frau? Gut oder schlecht? Gefährlich oder nicht? „Wir sagen hier: Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, es gibt alle Farben, es gibt auch Gelb, Rot und Grün – und die kann man auch noch mischen.“
Engagement in Hessen
T*räumchen Kassel
Das T*räumchen ist ein Beratungs- und Begegnungszentrum für trans, inter* und nicht-binäre Menschen in Kassel sowie für deren An- und Zugehörige. Die Angebote umfassen Einzelberatungen, Gruppentreffs, Selbstverteidigungskurse oder Fortbildungen für Firmen sowie Fachpersonal aus Medizin, Psychologie, Pädagogik und vieles mehr.
Website: https://traeumchen-kassel.de/
E-Mail: kontakttraeumchen-kassel.de
Instagram: https://www.instagram.com/t_raeumchen_kassel/
Telefon: 0561 97 9759 10
Aidshilfe Kassel
Der 1987 gegründete Verein setzt sich ein für die Akzeptanz und Diversität von sexuellem Begehren und geschlechtlicher Identität. Die Angebote reichen vom betreuten Wohnen bis zur Drogenberatung in der JVA.
Website: aidshilfe-kassel.de
E-Mail: infokassel.aidshilfe.de
Telefon: 0561 97 97 59 10
LSBT*IQ Netzwerkstelle Nordhessen
Das LSBT*IQ-Netzwerk Nordhessen ist eines von vier regionalen LSBT*IQ-Netzwerken in Hessen, das aus Mitteln des Hessischen Aktionsplans für Akzeptanz und Vielfalt gefördert wird. Sein Ziel ist es, Projekte, Initiativen und Menschen zu vernetzen und für mehr Sichtbarkeit und Sensibilisierung für die Lebensrealität von LSBT*IQ zu sorgen.
Website: https://lsbtiq-hessen.de/
E-Mail: infolsbtiq-nordhessen.net
Instagram: https://www.instagram.com/lsbtiq_netzwerke_hessen/
Was bedeutet „nicht-binär“ und „trans*“
Es gibt unterschiedliche Vorstellungen, was unter „nicht-binär“ und „trans*“ zu verstehen ist. Das T*räumchen definiert die Begriffe folgendermaßen: „Wir verstehen sowohl trans* als auch nicht-binär als Sammel- und Oberbegriffe für eine große Vielfalt an geschlechtlichen Identitäten. Unter 'trans*' verstehen wir Menschen, deren Geschlecht nicht oder nur teilweise dem Geschlecht entspricht, welches ihnen nach der Geburt zugeordnet wurde. Unter 'nicht-binär' verstehen wir Menschen, die sich nicht oder nicht ausschließlich mit einem bestehenden binären Geschlecht (Frau oder Mann) identifizieren.“
Weiterführende Infos zum Thema Trans*
- Trans* Ganz Einfach. Die Broschüre des Bundesverband Trans* richtet sich an alle, die erste Informationen über Trans*geschlechtlichkeit suchen. Sie enthält eine Einführung in das Thema, beantwortet häufige Fragen und gibt Tipps, wie Angehörige, Freundinnen, Lehrer*innen, Kolleg*innen oder Arbeitgeber*innen trans* Personen im Alltag unterstützen können.
- Regenbogenportal: Ratgeber für Angehörige von trans* Menschen. Der Ratgeber des Transgender Network Switzerland enthält Informationen für die Eltern und Partner*innen von trans Personen, die sich neu mit dem Thema auseinandersetzen.
- Alles Wissenswerte zum Selbstbestimmungsgesetz. Für wen gilt das Selbstbestimmungsgesetz? Was verbessert sich für trans* Personen? Welche Kritik gibt es am alten Transsexuellengesetz? Diese und viele weitere Fragen beantwortet der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) auf seiner Website.
- „Soll Geschlecht jetzt abgeschafft werden?“ Eine Handreichung vom Bundesverband Trans* und dem LSVD baut Vorurteile ab und liefert Antworten auf die zwölf gängigsten Fragen zum Selbstbestimmungsgesetz.
- „Transphobie, Transfeindlichkeit und geschlechtliche Vielfalt in Deutschland“. Ungleiche Chancen bei Bildung und Ausbildung, Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, soziale Isolation, eingeschränkte Teilhabe und Gewalterfahrungen: Trans* Personen erfahren in vielen Bereichen Diskriminierung. Wie groß das Problem ist, zeigt ein Vortrag auf dem LSVD-Kongress "Respekt statt Ressentiments: Strategien gegen Homo- und Transphobie".
- Was ist Deadnaming und wie können wir es vermeiden? Wenn, trans* Personen als Teil ihrer Transition ihren Namen ändern, fällt es Familie und Freund*innen manchmal schwer den früheren Namen nicht mehr zu verwenden. Über den richtigen Umgang mit dem Thema informiert das Portal Echte Vielfalt des Deutschen Institut für Sozialwirtschaft.
Beratungsstellen für trans* Menschen in Hessen
- ADiBe – Antidiskriminierungsberatung. Bei Diskriminierung können sich betroffene trans* Personen an die Antidiskriminierungsberatung ADiBe wenden. Dort erhalten sie kostenfreie psychosoziale und juristische Beratung.
Website: adibe-hessen.de/de
Telefon: 0 69 / 71 37 56 16
E-Mail: kontaktadibe-hessen.de
- Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. (dgti) setzt sich in ganz Deutschland für die Rechte und Akzeptanz von trans*-, inter*-geschlechtlichen, nicht binären und agender Menschen ein. In Hessen hat sie Standorte in Frankfurt am Main, Gießen und Wiesbaden. Die Gesellschaft vermittelt Selbsthilfe-Gruppen sowie Beratungsstellen und hat auch Beratungsressourcen für Eltern bzw. Sorgeberechtigte.
Website: dgti.org
Telefon: 0151 75049494
E-Mail: bundesgeschaeftsstelledgti.org
- Gewaltfreileben ist eine Beratungsstelle für Frauen*, Lesben, Trans* und queere Menschen. Die Beratung kann persönlich vor Ort, per Videosprechstunde oder E-Mail erfolgen.
Website: gewaltfreileben.org
Telefon: 069 43 00 5233
E-Mail: beratungbroken-rainbow.de
- KTD – Kompetenzzentrum Transidentität und Diversität bietet hessenweit Beratung für trans* und nicht-binäre Menschen, unterstützt bei Vernetzung sowie politischer und beruflicher (Weiter-)Bildung.
Website: www.k-t-d.org/
Beratungsstelle Gießen
Ansprechperson: Judit Margaretha Grimm
Telefon: 0160 92316643
E-Mail: ktd-giessendgti.org
Beratungsstelle Frankfurt
Ansprechperson: Heik Zimmermann
Telefon: 0160 92309137
E-Mail: ktd-frankfurtdgti.org
- KUSS41 ist ein queeres Jugendzentrum in Frankfurt am Main, das für 14 bis 27-Jährige auch Beratung zu allen Themen rund um trans* und Queerness anbietet. Die Beratung kann persönlich vor Ort, per E-Mail oder telefonisch erfolgen.
Website: http://www.kuss41.de/beratung/
E-Mail: mitarbeitendekuss41.de
- Pro-Familia bietet neben vielen anderen Angeboten auch Beratung zu sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität (LSBT*IAQ) an.
Beratungsstelle Wiesbaden
Website: https://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/hessen/beratungsstelle-wiesbaden/sexuelle-orientierung-und-geschlechtliche-identitaet-lsbtiaq
Telefon: 0611 4504580
E-Mail: wiesbadenprofamilia.de
Beratungsstelle Fulda
Ansprechpersonen: Torsten Wiegand und Ann Kathrin Bohl
Website: https://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/hessen/beratungsstelle-fulda/lesbenschwulebitrans-inter
Telefon: 0661 48049690
E-Mail: fuldaprofamilia.de
- Trans Alive Wiesbaden ist eine Selbsthilfegruppe für Trans* Personen. Außerdem werden Beratungsmöglichkeiten für Angehörige angeboten.
Ansprechperson: Diane Ryan von Fürstenberg
E-Mail: trans_alive_wiesbadenhotmail.com
Website: aidshilfe-wiesbaden.de/transalive
- Trans*Beratung Hanau bietet Beratungsangebote für trans*, inter, und nonbinäre Personen, sowie Angehörige zu Themen rund um geschlechtliche Identität. Die Beratung kann persönlich vor Ort, telefonisch oder online erfolgen.
Website: https://transberatung-hanau.de/beratungsinfo-auf-einen-blick/
Telefon: 01522 6672916
E-Mail: andersraumtutanota.com
- TRANS*ID: Beratung von Trans* zu Trans* ist ein Projekt der Aidshilfe Frankfurt, in der Beratung im persönlichen Gespräch, online, am Telefon und auch anonym möglich ist.
Ansprechperson: Jessica
Website: www.frankfurt-aidshilfe.de/de/transid
Telefon: 0176 51 59 62 70
E-Mail: transidah-frankfurt.de
- Das Queere Zentrum in Darmstadt ist ein Treffpunkt für queere Menschen und ihre Projekte. An fünf Tagen in der Woche finden queere Jugendliche im Alter von 14 bis 27 Jahren zahlreiche Angebote.
Ansprechpersonen: Annika Beer und Chris Berger
Website: https://www.vielbunt.org/queeres-zentrum-darmstadt/
E-Mail: infoqueereszentrum-darmstadt.org
Telefon: 06151 9715632
- Vielfältig beraten und unterstützen! Ist ein Projekt des Frauennotruf Marburg e.V. Das Projekt bietet Prävention und Fachberatung bei sexualisierter Gewalt gegen LSBT*IQ+ im ländlichen Raum.
Ansprechperson: Luisa Zingel
Website: https://www.frauennotruf-marburg.de
Tel. 06421 21438
E-Mail: vielfaltfrauennotruf-marburg.de