Aus Limburg wird LimBUNT

Woran denkt ihr, wenn ihr vom „Christopher Street Day“ (CSD) hört? An die queeren Proteste in der gleichnamigen New Yorker Straße von 1969 und das Stonewall Inn? An den weltweiten Kampf für die Gleichberechtigung von LSBT*IQ-Personen? An die bunten Demonstrationen, die auch in Deutschland jedes Jahr durch Städte wie Köln und Berlin ziehen?

An das hessische Limburg denken beim Stichwort CSD wohl die wenigsten. Dass hunderte queere Menschen und ihre Allies auch durch die Straßen des  west-hessischen Städtchens ziehen, ist dem Verein LimBUNT zu verdanken. „Wir haben LimBUNT e.V. gegründet, weil wir einen Verein brauchten, der beim Christopher Street Day als Organisation dahintersteht“, sagt Eric Tilch, der im Vorstand des Vereins aktiv ist.

Seit 2022 wollen er und andere Freiwillige queeres Leben im hessischen Landkreis Limburg-Weilburg sichtbar machen und als Anlaufstelle für queere Menschen in der Region dienen: „Für mich war es wichtig, in der queeren Community aktiv zu werden, weil ich gemerkt habe, dass das einfach ein Thema ist, was hier im Landkreis unterrepräsentiert ist.“

Den CSD aufs Land zu bringen, ist auch für Maria Sievers einer der Gründe, sich bei LimBUNT zu engagieren. Marias erstes Erlebnis dieser Art ist gar nicht so lange her: „Die Erfahrung auf meinem ersten CSD war einfach so schön und so überwältigend. Ich hatte das Gefühl, ich bin das erste Mal frei und dann war das einfach ein richtig, richtig schönes Gefühl, was ich auch gerne nach Limburg bringen wollte.“

Maria ist eine der Vorsitzenden des Vereins und kümmert sich unter anderem um die Jugendarbeit von LimBUNT. Dessen Angebote gehen weit über den jährlich stattfindenden CSD hinaus. Einmal im Monat treffen sich Mitglieder und Interessierte zu einem queeren Stammtisch. In der queeren Jugendgruppe PRISMA finden lesbische, schwule, bisexuelle, trans* und inter* Jugendliche einen Safe Space, um sich ungezwungen über die Herausforderungen queeren Lebens auszutauschen.

Dabei profitierten die Jugendlichen davon, dass die Ehrenamtlichen von LimBUNT oft ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie sie: „Auch weil ich selbst schwul bin, habe ich gemerkt, dass ich mich da engagieren will, um jungen Menschen vielleicht ein einfacheres Coming-Out zu ermöglichen, ohne die Ängste, die ich vor meinem Coming-Out noch hatte“, sagt Eric und Maria ergänzt: „Ich glaube, wenn wir das geschafft haben, dann braucht es unseren Verein auch gar nicht mehr.“

Wer spricht?

Maria Sievers und Eric Tilch sind zwei von vielen Freiwilligen, die mit dem Verein LimBUNT e.V. queeres Leben in Limburg sichtbar machen und eine Anlaufstelle für queere Jugendliche und junge Erwachsene bieten wollen. Für beide spielt dabei auch ihre persönliche Erfahrung als queerer Mensch im ländlichen Hessen eine Rolle. „Limburg ist für mich Heimat. Das ist, wo man zur Schule gegangen ist, wo man seine ersten Freundschaften geknüpft hat“, sagt Maria.

Gleichzeitig habe sie Angebote, die sich speziell an Menschen wie sie richten, sehr vermisst: „Ich hätte mich so gefreut, wenn es irgendwas gegeben hätte, wo ich hingehen kann. Wo diese Anspannung, die ich sonst im Alltag hatte, von mir abfällt, weil ich weiß, die Leute sind zumindest auf dieser Ebene so wie ich.“

Dass es junge Queers von heute einfacher haben sollen als er damals, ist auch für Eric die größte Motivation: „Mein persönliches Erleben hier in der Umgebung, in der ich auch aufgewachsen bin, war, dass ich eigentlich wenig von queerer Community wahrgenommen habe. Deshalb habe ich mich dann auch erst mit 18 geoutet, weil ich bis dahin dachte: Hey, mein ganzes Umfeld ist irgendwie heteronormativ.“

Engagement in Hessen

LimBUNT e.V.

Der Verein LimBUNT macht es sich seit 2022 zur Aufgabe, für mehr queere Sichtbarkeit in der Region zu sorgen. Das ehrenamtliche Team organisiert den Limburger Christopher Street Day (CSD) und die Jugendgruppe Prisma. Immer am zweiten Dienstag des Monats lädt LimBUNT außerdem zu einem queeren Stammtisch.
Website: https://limbunt.de/


PRISMA

PRISMA ist der queere Jugendtreff in Limburg und Blumenrod. Junge Queers können hier zusammenkommen und finden einen Safer Space zum lockeren Austausch. Sie kochen, backen, basteln und spielen gemeinsam oder bereden alles, was ihnen am Herzen liegt.
Website: limbunt.de/prisma/


LSBT*IQ-Netzwerke in Hessen

Die hessischen LSBT*IQ-Netzwerke bringen queere Initiativen in allen Regionen Hessens zusammen. Sie empowern die LSBT*IQ-Community im Land und unterstützen aktiv neue Ideen, Initiativen oder ehrenamtlich aktive Queers. So ist beispielsweise der LimBUNT e. V. dem LSBT*IQ-Netzwerk in Mittelhessen angeschlossen. Alle weiterführenden Informationen sowie Kontakte zu den vier LSBT*IQ-Netzwerk in Mittel-, Nord- und Südhessen oder im Rhein-Main-Gebiet finden sich auf unserer Website: LSBT*IQ-Netzwerke in Hessen

Infos über und für queere Menschen in Hessen

  • Queere Angebote in Hessen. Die interaktive Landkarte der Landesfachstelle Hessen „Queere Jugendarbeit“ bietet einen Überblick über queere Treffs, Vereine und Beratungsangebote in Hessen. Außerdem gibt es bei der Landesfachstelle unter anderem Ausschreibungen für queere Projekte im ländlichen Hessen, es finden sich Qualifizierungsangebote für die pädagogische Arbeit mit queeren Jugendlichen und es sind zahlreiche Informationsmaterialien auf der zentralen Website gebündelt: Queere Jugendarbeit.
     
  • Das Projekt „Queere Jugendliche im ländlichen Raum“​ der Landesfachstelle Hessen "Queere Jugendarbeit" unterstützt den Aufbau von neuen Freizeitangeboten für queere Jugendliche in Hessen finanziell und ideell. Auf der Seite finden sich auch Links zu bereits vorhandenen Angeboten.
     
  • Wie queerfeindlich sind Deutschland und Europa? Antworten bietet die 2020 von der EU-Grundrechteagentur veröffentlichte größte internationale Befragung zu LSBTI-Themen: „A long way to go for LGBTI equality“. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse gibt es auf der Seite des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD).
     
  • Das Ende des Schweigens. Der preisgekrönte Film informiert über die Frankfurter Homosexuellenprozesse, die den Höhepunkt der Strafverfolgung schwuler Männer in der Bundesrepublik bildeten. Der Film kann kostenpflichtig über gängige Streaming-Angebote angesehen werden. Den Trailer gibt es hier.
     
  • Trans* Ganz Einfach. Die Broschüre des Bundesverband Trans* richtet sich an alle, die erste Informationen über Trans*geschlechtlichkeit suchen. Sie enthält eine Einführung in das Thema, beantwortet häufige Fragen und gibt Tipps, wie Angehörige, Freundinnen, Lehrer*innen, Kolleg*innen oder Arbeitgeber*innen trans* Personen im Alltag unterstützen können

Anlauf- und Beratungsstellen für Betroffene von Queerfeindlichkeit in Hessen

  • ADiBe – Antidiskriminierungsberatung. Bei Diskriminierung können sich betroffene queere Personen an die Antidiskriminierungsberatung ADiBe wenden. Dort erhalten sie kostenfreie psychosoziale und juristische Beratung.
    Website: adibe-hessen.de/de
    Telefon: 0 69 / 71 37 56 16
    E-Mail: kontakt​adibe-hessen.de
     
  • Gewaltfreileben ist eine Beratungsstelle für Frauen*, Lesben, Trans* und queere Menschen. Die Beratung kann persönlich vor Ort, per Videosprechstunde oder E-Mail erfolgen.
    Website: gewaltfreileben.org
    Telefon: 069 43 00 5233
    E-Mail: beratung​broken-rainbow.de
     
  • Vielfältig beraten und unterstützen! Ist ein Projekt des Frauennotruf Marburg e.V. Das Projekt bietet Prävention und Fachberatung bei sexualisierter Gewalt gegen LSBT*IQ+ im ländlichen Raum.
    Ansprechperson: Luisa Zingel
    Website: https://www.frauennotruf-marburg.de
    Tel. 06421 21438
    E-Mail: vielfalt​frauennotruf-marburg.de

Weitere Angebote für queere Jugendliche in Hessen

Antidiskriminierungsnetzwerke in Hessen



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