Feministische Frauen in Marburg: ein Stadtspaziergang
Wusstest du, dass die Dichterin Bettina Brentano (spätere von Arnim) eine Zeitlang in Marburg gelebt hat? Dass die Malerin und Dichterin Auguste Pfeffer im Jahr 1927 den Startschuss für die Marburger Festspiele gab? Dass die Straßennamen im Marburger Stadtwald nach Widerstandskämpferinnen gegen den Nationalsozialismus benannt sind?
Die Geschichte und das Wirken von Frauen einer Stadt in den Fokus rücken, um dadurch das öffentliche Bewusstsein für die Beiträge von Frauen zur Geschichte, Kultur, Politik und Gesellschaft zu steigern: Das ist die Idee von Frauenstadtspaziergängen. Im hessischen Marburg bringt die Buchhändlerin Barbara Amend Interessierten die Bedeutung jener aktuellen und früheren Stadtbewohnerinnen näher, die nach wie vor viel zu wenig gewürdigt werden: „Ich möchte, dass Frauen sichtbar gemacht werden, die so viel für uns geleistet haben“, sagt Amend, die sich auch in der Gleichstellungskommission für Geschlechtergerechtigkeit in ihrer Stadt engagiert.
Wie präsent Frauen in Marburgs Geschichte und Gegenwart waren und sind, zeigen schon die zahlreichen Stationen des feministischen Stadtspaziergangs: Vom Treffpunkt an der alten Universität geht es durch die Reitgasse, wo die Schriftstellerinnen der Romantik Sophie Mereau-Brentano und Caroline Boehmer-Schlegel-Schelling einst lebten. Am Marktplatz geht’s vorbei an der Statue Sophie von Brabants, der Stammmutter des Hauses Hessen und Tochter der heiligen Elisabeth. Nicht weit entfernt bietet das ehemalige Ausstellungshaus des Marburger Kunstvereins Gelegenheit, an das Wirken von Marburger Künstlerinnen der jüngeren Vergangenheit zu erinnern.
„Ich find so eine Stadtführung total wichtig, weil Frauen oft nicht das Gefühl haben, dass ihr eigenes Wirken relevant ist“, sagt eine der Teilnehmerinnen des Spaziergangs. Dieser bietet den Teilnehmenden auch Gelegenheit, über vergangene und aktuelle Fragen rund um Geschlechtergerechtigkeit ins Gespräch zu kommen. Die Gespräche reichen von Sexismus im Sport über Unterrepräsentierung von Frauen in Führungspositionen bis hin zu unbezahlter Care-Arbeit. Klar ist: Die Benachteiligung von Frauen ist leider nicht nur eine Frage für historische Stadtführungen. Oder wie es eine der Teilnehmerinnen formuliert: „Es ist wichtig, dass wir nicht nur in der Geschichte gucken, wo wir Frauen übersehen und ihre Stimmen nicht hören, sondern auch, was sie heute machen.“
Wer spricht?
Die Marburger Buchhändlerin Barbara Amend, Gästeführerin des Frauenstadtspaziergangs, sowie Teresa Hessing, Kimberly Alder, Laura Griese und Fatma Aydin. Das sind fünf Marburgerinnen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen, Hintergründen und Anliegen. Was sie eint, ist das Interesse für Geschichte und Kultur ihrer Stadt und die Gewissheit, dass dafür nicht nur Männer verantwortlich sind. Die Protagonistinnen des Videos stehen exemplarisch für die vielen Frauen, die in den letzten Jahren am Stadtspaziergang „Feministische Frauen in Marburg“ teilgenommen haben und für die vielen, die es hoffentlich noch werden.
Engagement in Hessen
Gleichstellungskommission
Seit 1985 dient die Gleichstellungskommission als „Hilfsorgan des Magistrats“ der Stadt Marburg in Fragen der gesellschaftlichen Gleichstellung von Frauen und Männern. Das Gremium besteht zu gleichen Anteilen aus Stadtverordneten der verschiedenen Parteien und sachkundigen Menschen aus Marburg, darunter ist auch Gästeführerin Barbara Amend. Zusammen mit dem Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung, ist hier die Idee zu den feministischen Stadtspaziergängen entstanden.
Website: Gleichstellungskommission
Marburg Stadt und Land Tourismus GmbH
Beim Marburger Tourismusbüro können die Stadtspaziergänge „Feministische Frauen in Marburg“ mit Barbara Amend gebucht werden. Hier gibt es unter anderem auch Stadtführer, wie „Blindenstadt Marburg“ und „Jüdisches Marburg“ oder Führungen durch die „Hexenstadt Marburg“.
Website: https://www.marburg-tourismus.de/
Büro F
Das Wiesbadener Büro F heißt ausgeschrieben „Büro für staatsbürgerliche Frauenarbeit e. V.“. Der Verein bietet viele unterschiedliche Seminare, Vorträge und Exkursionen für Frauen an. Pro Jahr kommen so 200 Veranstaltungen zusammen – darunter auch Barbara Amends Führung „Feministische Frauen in Marburg. Ein Stadtspaziergang.“
Website: https://buero-frauenarbeit.de/
Infos zu Frauengeschichte und Sexismus in Hessen
- Kampagne „…und was tust DU?“
Die Kampagne des Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales richtet sich gegen Gewalt an Frauen. Auf der Kampagnenwebsite finden sich Hintergrundinformationen zum Ausmaß des Problems, Anlaufstellen für Betroffene, die Kampagnenmaterialien zum kostenfreien Download und Tipps für Menschen, die gegen Gewalt gegen Frauen aktiv werden wollen.
Webseite: undwastustdu.hessen.de
- Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte
Hannah Arendt, Coco Chanel, Indira Gandhi uvm.: Das Buch der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung umfasst auf 192 Seiten 53 Kurzporträts von Frauen, die sich auf den unterschiedlichsten Gebieten einen Namen gemacht haben. Es kann für drei Euro hier bezogen werden. Den dazugehörigen Podcast gibt es hier.
Website: hlz.hessen.de
- FrauenKunstGeschichte e.V.
Der Marburger Verein FrauenKunstGeschichte macht, was sein Name verspricht: auf Frauen in Kunst und Geschichte aufmerksam machen. Seit 1993 bietet der Verein im Marburg den Rahmen, um Frauengeschichte sowie geschlechtersensible Fragestellungen in Kunst und Kultur sichtbar zu machen. Der Verein wird von der Stadt Marburg gefördert und wurde für seine Arbeit 2023 mit dem Marburger Gleichberechtigungspreis ausgezeichnet.
Website: frauenkunstgeschichte.de/
- frauen museum wiesbaden
Die Lebenswelten von Frauen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zeigt das kulturhistorisch ausgerichteter frauen museum wiesbaden. Es beherbergt eine archäologische, ein kunsthistorische und eine Kunstsammlung sowie laufend neue Wechselausstellungen und bietet unter anderem ebenfalls abwechslungsreiche Führungen über historische Frauen der Wiesbadener Stadtgeschichte an.
Website: www.frauenmuseum-wiesbaden.de/
- Frankfurt – Stadt der Frauen
Die PDF-Broschüre des Historischen Museum Frankfurt a.M. würdigt die Rolle von Frauen für die Frankfurter Stadtgeschichte.
Website: Historisches Museum Frankfurt
Hessische Anlauf- und Beratungsstellen für Betroffene von sexistischer Diskriminierung und Gewalt
Hessenweit
- ADiBe – Antidiskriminierungsberatung. Betroffene sexistischer Diskriminierung und allen anderen Diskriminierungsformen können sich an die Antidiskriminierungsberatung ADiBe wenden. Dort erhalten sie kostenfreie Unterstützung.
Website: adibe-hessen.de
Telefon: 0 69 / 71 37 56 16
E-Mail: kontaktadibe-hessen.de
Lokale Anlaufstellen sowie Beratungsangebote für von sexistischer Diskriminierung betroffene Frauen in allen hessischen Regionen sowie ein Notruf und Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen sind auf der Website des hessischen Sozialministeriums zu finden.
https://soziales.hessen.de/frauen/hilfe-bei-gewalt
https://soziales.hessen.de/frauen/hilfe-bei-gewalt/beratungs-und-interventionsstellen
https://soziales.hessen.de/Frauen/Hilfe-bei-Gewalt/Infos-und-Angebote
Meldestellen für antifeministische Vorfälle
- Meldestelle Antifeminismus
Die Meldestelle für antifeministische Vorfälle der Amadeu Antonio Stiftung sammelt und dokumentiert Antifeminismus in Deutschland. Es werden alle Fälle erfasst, unabhängig davon, ob sie angezeigt wurden, ob sie einen Straftatbestand erfüllen oder unter der sogenannten Strafbarkeitsgrenze liegen. Relevant ist die antifeministische Dimension. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der Betroffenen. Ziel ist es, antifeministische Zustände sichtbar zu machen, wie in der Broschüre „Zivilgesellschaftliches Lagebild Antifeminismus 2023“; die dort abrufbar ist.
Website: antifeminismus-melden.de
- HessenGegenHetze
Antifeminismus und sexistische Diskriminierung findet besonders häufig online statt. Selbst wenn die Angriffe meistens anonym sind, kann jeder Vorfall gemeldet und verfolgt werden. Per Formular kann HateSpeech im Netz unkompliziert und auf Wunsch anonym gemeldet werden. Ebenso ist die Meldestelle per Mail oder Telefon zu erreichen.
Website: hessengegenhetze.de