Traditionell inklusiv
Als Teenager suchte Julian Lammering eigentlich bloß ein Hobby, um seine Fitness zu verbessern. Nur wenige Jahre später feiert er umringt von Kameras in Paris – mit Deutschland-Adler auf der Brust und Bronze-Medaille um den Hals.
Lammering ist Rollstuhlbasketballer. Wenn er nicht gerade mit der deutschen Nationalmannschaft den dritten Platz bei den Paralympischen Spielen holt, spielt er beim deutschen Rekordmeister RSV Lahn Dill. Der Verein ist so etwas wie der FC Bayern München des Rollstuhlbasketballs: zigfacher Deutscher Meister, Pokalsieger, Champions League-Sieger, Weltpokalsieger.
Der sportliche Werdegang des Newcomers Julian startet relativ spät: „Mit zwölf Jahren habe ich noch über 100 Kilo gewogen“, beginnt er seine Story. Ein paar Ausflüge zum Reiten und Bogenschießen später landet er beim Rollstuhlbasketball. Anderthalb Jahre nach seinem ersten Training spielt er schon in der Bundesliga, ein Jahr später in der Nationalmannschaft. Es folgen Europa- und Weltmeisterschaften und schließlich die Paralympics in Paris.
Erfolg ist aber längst nicht alles, was für Julian die Faszination des Sports ausmacht: „Was mich besonders am Rollstuhlbasketball begeistert, ist, dass die Community einfach so nett, so herzlich ist. Jeder kennt jeden und nach dem Spiel gratuliert man sich gegenseitig zu einem guten Spiel.“ Die Community ist im Rollstuhlbasketball so inklusiv wie in kaum einem anderen Sport. Anders als in den meisten Sportarten wird auf dem Platz nicht nach Geschlechtern getrennt gespielt. Menschen mit und ohne Behinderung spielen gemeinsam. Für Fairness sorgt ein Punktesystem.
Für Julian hatte das einen weiteren positiven Effekt: Er lernte seine Freundin beim. Rollstuhlbasketball kennen: „Ich finde es wirklich schön, mit ihr zusammenzuspielen. Dementsprechend hat sich das für mich auf jeden Fall schon ausgezahlt.“
Wer spricht?
Julian Lammering ist "eines der vielversprechendsten Talente im deutschen Rollstuhlbasketball", sagt Rollstuhlbasketball-Nationaltrainer Michael Engel. In die Wiege gelegt bekam Julian den sportlichen Erfolg nicht, stattdessen eine Krankheit, die nur wenige kennen, geschweige denn aussprechen können: „Hereditäre Spastische Spinalparalyse“, kurz: HSP. „Das ist eine Störung, die dafür sorgt, dass meine Beine eine Spastik haben und ich nur unter großer Anstrengung laufen kann“, erklärt Julian. Auf Julians Wunsch fuhren ihn seine Eltern zweimal wöchentlich zum eine Stunde entfernten Rollstuhlbasketballverein.
Kraft und Unterstützung erhält Julian auch heute noch von seiner Familie – so wie beim bisher größten Erfolg seiner sportlichen Karriere: „Das Erlebnis Paralympics kann man gar nicht richtig in Worte fassen. Aber der beste Moment war, als ich gesehen habe, dass meine Familie im Publikum ist.“ Es war das wahrscheinlich bedeutendste Ereignis seines Lebens, berichtet Julian stolz.
Engagement in Hessen
RSV Lahn-Dill e.V.
Der RSV Lahn-Dill ist ein Sportverein mit Sitz in Wetzlar, der auf Profi-Rollstuhlbasketball spezialisiert ist. Auch international ist er mit Abstand der erfolgreichste deutsche Verein. Der RSV Lahn-Dill engagiert sich besonders für Menschen mit Behinderung, fördert den Sport auf Spitzenniveau und bietet inklusive Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten für Sportbegeisterte mit und ohne Behinderung. Tickets für die Spiele des RSV-Lahn Dill in Wetzlar – ob in der Bundesliga oder gegen die europäische Rollstuhlbasketball-Elite – kosten zwischen neun und 22 Euro, es gibt verschiedene Ermäßigungen sowie Familienkarten. Kinder unter zehn Jahren haben freien Eintritt.
Website: https://rsvlahndill.de/
E-Mail: inforsvlahndill.de
Instagram: https://www.instagram.com/rsvlahndill/
Rollstuhlbasketball - Wie funktioniert das eigentlich?
Die Regeln beim Rollstuhlbasketball ähneln denen des klassischen Basketballs. Jedes Team besteht aus fünf Mitspielerinnen und Mitspielern, die versuchen, möglichst viele Punkte zu erzielen. Jeder Korbtreffer bringt einen bis drei Punkte. Die Spielzeit ist in vier Viertel à jeweils zehn Minuten aufgeteilt. Auch die Maße von Korb und Spielfeld entsprechen denen eines bekannten Basketballfelds. Spezielle Regeln gibt es aber unter anderem für das Dribbling mit dem Rollstuhl.
Eine weitere Besonderheit: Beim Rollstuhlbasketball spielen Menschen jedes Geschlechts, mit und ohne Behinderung, gemeinsam in einem Team. Um Fairness zwischen allen Beteiligten und ihren unterschiedlichen sportlichen Möglichkeiten herzustellen, gibt es ein Punktesystem. Jede Spielerin und jeder Spieler wird mit einem Wert versehen. Je größer die Herausforderung für ein Teammitglied ist, desto weniger Punkte erhält es. Die maximale Zahl von 4,5 Punkten haben männliche Spieler ohne Behinderung. Zusammengerechnet dürfen pro Team insgesamt maximal 14 Punkte gleichzeitig auf dem Platz sein. Weil Rollstuhlbasketball somit offen für fast alle Menschen ist, gilt der Sport als einer der inklusivsten überhaupt. Außerdem ist er eine der ältesten Para-Sportarten, denn Rollstuhlbasketball wird in Deutschland bereits seit der Nachkriegszeit gespielt.
Mehr Infos über den Profisport gibt es zum Beispiel auf der Website rollstuhlbasketball.de des Deutschen Rollstuhl-Sportverbands und sämtliche Vereine, die in Deutschland Trainings für Interessierte mit und ohne Behinderung anbieten, finden sich auf der Verbandsseite unter https://drs.org/vereinslandkarte/.
Auswahl inklusiver und barrierearmer Sportangebote in Hessen
- Der hessische Behinderten- und Rehabilitationssportverband (HBRS) fördert Menschen mit Behinderung und informiert über Vereine und Möglichkeiten im Breiten und- und Leistungssport in der Region, zum Beispiel über Para-Judo, -Tischtennis, Fußball und über inklusive Turniere, Sportfeste sowie andere Events.
Website: https://www.hbrs.de/breiten-und-leistungssport
- Der Special Olympics Landesverband Hessen setzt sich für die sportliche Teilhabe von Menschen mit Lernschwierigkeiten ein. Außerdem organisiert er Hessens größte Sportveranstaltung für diese Zielgruppe, die „Special Olympics Hessen“.
Website: https://specialolympics-hessen.de/
Übersichtskarte zu Vereins- und Sportangeboten für Menschen mit Lernschwierigkeiten: https://specialolympics-hessen.de/sport2/wir-gehoeren-dazu/
- Die Stiftung Antonius: gemeinsam Mensch engagiert sich für gute Start- und Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung. Inklusion fördert der Verein durch Wohn-, Arbeits- und Bildungsprogramme sowie inklusive Sportangebote zusammen mit dem Verein „Jeder ist anders e.V.“
Website: https://www.antonius.de/jeder-ist-anders.html
- Der Verein IGbFD-Interessengemeinschaft barrierefreies Fulda bietet inklusive Sportgruppen für Rollstuhlbasketball oder Boccia, um Menschen mit und ohne körperliche Behinderung eine barrierefreie Teilnahme am Sport zu ermöglichen und die Selbstständigkeit zu fördern. Das kostenlose Angebot umfasst spezielle Sportrollstühle für Rollstuhl-Basketball spezielle Boccia-Lederbälle.
Website: https://www.igbfd.de/inklusive-sportgruppe
- Die VSG Wiesbaden Behinderten und Rehabilitationssport e.V. engagiert sich seit über 70 Jahren für Menschen, die inklusive sportliche Erfahrungen suchen und bietet ein breites Spektrum an Sportmöglichkeiten, die speziell auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden abgestimmt sind.
Website: https://www.vsg-wiesbaden.de/
Hessische Anlauf- und Beratungsstellen für Menschen mit Behinderung
ADiBe – Antidiskriminierungsberatung. Betroffene von Behindertenfeindlichkeit können sich an die Antidiskriminierungsberatung ADiBe wenden. Dort erhalten sie kostenfreie Unterstützung.
Website: https://adibe-hessen.de/de
Telefon: 0 69 / 71 37 56 16
E-Mail: kontaktadibe-hessen.de
Die INKLU-Beratung - ausgeschrieben „Beratungs- und Koordinierungsstelle Inklusionsberatung Hessen“ widmet sich der Sichtbarmachung und Aufklärung von Missständen in Sachen Inklusion und arbeitet hessenweit, unabhängig und kostenfrei.
Webseite: https://inklusion-hessen.de/de
E-Mail: beratunginklusion-hessen.de
Instagram: https://www.instagram.com/inklusionsberatung_hessen/
Telefon: 069 – 15325569
Die Rechtsberatungsgesellschaft des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e. V. (DBSV) bietet Unterstützung für alle behinderungsspezifischen Rechtsfragen. Für Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenbundes in Hessen ist die Beratung kostenlos.
Website: https://www.rbm-rechtsberatung.de/
E-Mail: kontaktrbm-rechtsberatung.de
Telefon: 0 64 21 / 9 48 44 – 90 oder 91
Das Hessische Koordinationsbüro für Frauen mit Behinderung fördert Selbstbestimmung und Gleichstellung durch umfassende Beratungen und barrierearme Anlaufstellen. Es werden wichtige Themen, wie Gewaltprävention, Selbsthilfe, Gesundheitsversorgung und rechtliche Fragen abgedeckt. Das Büro bietet Kontakte zu Therapeutinnen und Anwältinnen in barrierearmen Kanzleien, die bei Bedarf auch außerhalb beraten.
Website: https://www.hkfb.de/hessisches-koordinationsbuero-fuer-frauen-mit-behinderung.html
Kontakt über Rita Schroll
E-Mail: hkfbparitaet-hessen.org
Telefon: 069 955 262 36
Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten können beim Verein Selbstbestimmt Leben in Nordhessen e.V. (SliN e.V.) umfassende Teilhabeberatung erhalten, z.B. zu Alltagsfragen, Unterstützung bei der Beantragung von Leistungen, Rechtsberatung, Schule und berufliche Bildung und andere Lebensbereiche.
Webseite: http://www.slin-ev.de/beratung.html
E-Mail: infoslin-ev.de
Telefon: 0561 728 853 62
Betroffene erhalten bei fib e.V. – Verein zur Förderung der Inklusion behinderter Menschen –Pflegebedarf und ambulante Unterstützung. Er steht parteilich Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen in verschiedensten Anliegen zur Seite und bietet kostenfreie Hilfe.
Website: https://fib-ev-marburg.de/
E-Mail: infofib-ev-marburg.de
Instagram: https://www.instagram.com/fib_ev/
Telefon: 06421 1 69 67-0
Der Verein Fab Kassel, Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter e.V., bietet eine Vielzahl von Beratungsdiensten an, darunter Unterstützung bei der Alltagsbewältigung, rechtliche Beratung und Hilfen für Angehörige, um individuelle Lösungen für die Herausforderungen der Klienten zu finden.
Webseite: https://www.fab-kassel.de/selbstbestimmtleben.html
E-Mail: infofab-kassel.de
Telefon: 0561 7 28 85 0